Warnung! Diese Gefahren lauern in einem selbstbestimmten Leben.

Veröffentlicht am Kategorisiert in improvISING Life: Leichter leben, Kriegsenkel & Ahnentrauma
Birgit Elke Ising im Würgegriff beim Improvisationstehater Schaulust. Aprilscherz. Warnung vor einem selbstbestimmten Leben.

Viele Menschen behaupten, ein selbstbestimmtes Leben sei ein hohes Gut, das unbedingt anstrebenswert sei. Fies dabei ist, dass die Nachteile und lebensbedrohlichen Gefahren, die in einem selbstbestimmten Leben lauern, meist verschwiegen werden.

Diese Lücke möchte ich mit diesem Blogartikel schließen, denn hier kommt meine Warnung vor einem selbstbestimmten Leben.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich selbst habe jahrelang ein selbstbestimmtes Leben angestrebt und nun hab’ ich den Salat. „Hätte mir das mal einer vorher gesagt!“, ist meine tägliche Beschwerde ans Universum. Damit dir das nicht auch so geht, sag’ ich: Lass es lieber!

Warum? Darum:

1. Oh Gott! Entscheidungen!

Schrecklich! In einem selbstbestimmten Leben sagt dir keiner mehr, was du zu tun und zu lassen hast. Du musst alle Entscheidungen selbst treffen. Mach dir klar, wie unbequem das sein kann und bleib lieber in deinem kuscheligen Sessel sitzen, bis einer kommt und sagt: „So, und nicht anders, machen wir das jetzt!“ – Puh, nochmal Glück gehabt. 

2. Hilfe! Verantwortung!

Willste nicht. Ist auch total unpraktisch. Wenn ein anderer sagt, wo’s lang geht und es dann in die Grütze geht, … wer hat dann die Schuld? Logo! Du auf keinen Fall. Mach dir klar, dass jede Form der (vermeidbaren) Verantwortung zu übergroßem Stress und mega Gedankenkarussellen führen kann. „Was, wenn’s schiefgeht?“ – total ungemütlich und aufwühlend. Braucht keiner, glaub mir.

Darum ist es wichtig, immer externe Instanzen zu haben, auf die du Verantwortung abwälzen kannst. Schläft sich auch besser.

3. Uff! Konsequenzen!

Es gibt eine einfache Formel, die du dir unbedingt merken, aber nicht beachten solltest:

Entscheidung + Verantwortung = Konsequenz

Hinten aus einer Entscheidung kommt immer was raus: deren Folge, die wir Konsequenz nennen.

Meiner Meinung nach beinhaltet die obige Formel jedoch einen entscheidenden Denkfehler. Denn wenn du dich aus Versehen doch mal für irgendetwas entschieden hast, heißt das noch lange nicht, dass du die Konsequenzen dafür tragen musst. Du hast immer noch die Möglichkeit, dich bei der Fiesigkeit des Universums darüber zu beschweren und die Gründe nicht bei dir, sondern woanders zu suchen. Siehe Punkt 2: Verantwortung unbedingt vermeiden!

Dein Job macht dir keinen Spaß? Scheiß-Geld, das du brauchst!
Dein Hauskredit ist zu teuer? Scheiß-Bank!
Dein Auto auch? Scheiß-Kollegen, die zu beeindrucken sind.
Du hast ein Haus? Scheiß-Kinder! Scheiß-Hund sowieso!
Du hast Kinder? Scheiß-Frau!
Du hast eine Frau? Scheiß-Sexualtrieb!

Du siehst, es erfordert ein bisschen Kreativität. Aber die wirst du sicher aufbringen, damit du versehentliche Konsequenzen jemand anderem an die Backe nageln kannst. Lohnt sich, siehe Punkt 2, fürs nicht schuld sein.

4. Keine Orientierung

Regeln, Ansagen, Erwartungen und Befehle geben dir einen Rahmen. Ohne klare Richtlinien oder Anleitungen ist es schwer, den richtigen Weg zu finden und Entscheidungen zu treffen. Das kann dich bei der Fülle der möglichen zur Verfügung stehenden Entscheidungswege in die Verwirrung und zu Zweifeln führen.

Darum vertraue und folge den Personen, die in deinem Leben die Ansagen machen und erfülle besser ihre Erwartungen. Ist gesünder.

5. Überforderung

Die Fülle an Möglichkeiten und Entscheidungen, die ein selbstbestimmtes Leben erfordert, führt zu absoluter Überforderung. Es ist dann schwierig, Prioritäten zu setzen und dich auf Aufgabenerledigungen zu konzentrieren.

Die Ziele der anderen zu erfüllen hingegen bedeutet Ruhe, Bestätigung und Bewältigbarkeit.

6. (Fast) kein Gesprächsstoff mehr

Nörgeln macht einen Großteil deines Lebens und deiner sozialen Interaktionen aus. Mach dir klar, dass viele gute Gespräche in einem selbstbestimmten Leben nicht mehr möglich sind:

  • Beschwerden über die Person, die dir etwas anschafft
  • Beschwerden, darüber, dass keiner da ist, der dir etwas anschafft
  • Beschwerden über Entscheidungsträger und Instanzen wie Chef, Eltern, Nachbarn, Kollegen, Polizisten, Gerichte, Regierungen

Das einzige Gesprächsthema, das dir in einem selbstbestimmten Leben noch bleibt, ist das Wetter. Das geht immer. Willst du dich wirklich so beschränken?

7. Unsicherheit

Deine bisherige, traditionelle Lebensweise bietet dir Sicherheit durch feste Strukturen wie gesunde Beziehungen, die auf Führen und Folgen beruhen, einen geregelten, unselbstständigen Job und ein verlässlich forderndes soziales Netzwerk. Selbstbestimmung jedoch kann bedeuten, dass du dich in unbekannte, unberechenbare Situationen begibst oder gar neue Dinge ausprobierst.

Vorsicht! Dass dies persönliche, berufliche und/ oder finanzielle Risiken birgt und Ängste und Unsicherheit hervorruft, muss dir klar sein.

Also: Wenn du in deiner bekannten Scheiße sitzen bleibst, dann ist das vielleicht nicht ganz so schön, aber immerhin weißt du, was du daran hast und kannst dich und dein Verhalten an den Gegebenheiten ausrichten.

Und der Gesprächsstoff geht nicht aus. Siehe Nummer 6.

8. Einsamkeit und keine Freunde

Leute, die ein selbstbestimmtes Leben führen, haben keine Freunde. Bedenke, dass die Folge von eigenen Entscheidungen und „Neins“ deine soziale Isolation ist. Das wiederum erhöht das Risiko von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen.

Wenn du nicht mehr auf andere hörst und deine eigenen (verwöhnten) Wünsche erfüllen willst, werden dein Partner und deine Freunde sauer. Sie werden dich zu Recht als unfreundlich, schwierig und egoistisch verurteilen und dich nach und nach verlassen. Mach dir das bitte bewusst! Besonders, wenn du in finanzieller Abhängigkeit lebst.

9. Keine Unterstützung

Nicht umsonst sagt man: „Du wirst schon sehen, was du davon hast.“ und „Selbst schuld!“

Geh davon aus, dass das bei dir nicht anders sein wird. Niemand kann es deinen Mitmenschen verdenken, wenn sie so reagieren. Schließlich hast du ihrer traditionellen Struktur den Rücken gekehrt, sie verraten und dich vielleicht sogar aus ihrem System verabschiedet.

Das gibt’s nicht umsonst.

Darum wird dir niemand helfen, wenn du nach einer selbstbestimmten Entscheidung in Probleme gerätst. Wenn du das nicht willst, lass lieber alles beim Alten!

10. Mangel an Struktur und Routine

Selbstbestimmung bedeutet auch, feste Strukturen und Routinen zu verlieren. Das wiederum hat Verunsicherung, Unordnung, riesige To-do-Listen, Prokrastination und ineffiziente Arbeitsweise zur Folge. Beware of that! Du willst doch nicht als faul gelten.

11. Großer Druck und erhöhter Stresslevel

Entscheidungsdruck, Verantwortung und mögliche Konsequenzen setzen dich innerlich so unter Druck, dass sich dein Stresslevel erhöht. Dies lässt sich unmittelbar in deiner erhöhten Herzfrequenz ablesen. Die Burnout-Forschung hat uns gezeigt, dass Stress im Leben als unbedingt zu vermeiden gilt. Oder willst du dich, wie ich, in einer psychosomatischen Klinik wiederfinden?

12. Lebensbedrohliche Risiken der Selbstbestimmung

  • Gesundheitsrisiken
    Wenn Selbstbestimmung so weit geht, dass du regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen ablehnst und wichtige medizinische Probleme ignorierst, kann das zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen. Genauso können die Anforderungen und der Druck des selbstbestimmten Lebens psychische Gesundheitsprobleme fördern: Depressionen, Angstzuständen, Suchterkrankungen. Folgen, die, wenn unbehandelt, lebensbedrohlich werden können.
  • Unfallrisiken
    Wenn du dich in unbekannte oder riskante Situationen begibst, kann das Risiko von Unfällen erhöhen. Denk nur an Aktivitäten im Freien, Abenteuersportarten oder das Reisen in fremde Länder oder entlegene Orte, wo medizinische Hilfe mit Sicherheit nicht sofort verfügbar ist.
  • Finanzrisiken
    Ein selbstbestimmtes Leben bedeutet, dich finanziell selbst zu versorgen. Schlimm genug! Aber was, wenn du dich zusätzlich in noch unsicherere finanzielle Situationen begibst, deinen sicheren Arbeitsplatz verlässt oder dich gar selbstständig machst? Wieder Stress und Angst und letztlich zu lebensbedrohliche Situationen, weil du dir Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung nicht mehr leisten kannst.

Fazit

Die Gefahren und Nachteile eines selbstbestimmten Lebens gelten nicht für jeden. Sie hängen von deiner individuellen Situation und deinen persönlichen Fähigkeiten ab.

Es gibt nur wenige Menschen, die große Freiheit und Erfüllung in einem selbstbestimmten Leben finden. Du und ich gehören nicht dazu! Für uns, Otto Normalverbraucher, überwiegen die Herausforderungen, die es mit sich bringt.

Darum lass dir diese Nachteile langsam auf der Zunge zergehen, bevor du dich auf das schmale Brett begibst und glaubst, ein (haha!) selbstbestimmtes Leben sei eine lohnende, erfüllende Lebensweise und das Richtige für dich.

Selbstbestimmung erfordert Selbstreflexion, Selbstverantwortung und deine Fähigkeit, mit Unsicherheiten umzugehen.

Haste nicht. Also: Lass es besser! Und guck lieber mal auf das Datum dieses Artikels. Denn: Ich ruf‘ dir dann mal ein herzhaftes „April, April“ zu!

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Birgit Ising mit Notebook
Wer schreibt hier eigentlich?

Hi, ich bin Birgit Elke Ising. Ex-Bank Managerin, Coachin, Autorin, Speakerin und (improvisierende) Schauspielerin. Ich bin Expertin für Transformationsunterstützung. Mit kreativen Coaching-, Theater- und Schreib-Techniken helfe ich dir aus der Schwere ins Handeln.
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(Sven Rohde, ehem. Vorstand Kriegsenkel e.V.)

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11 Kommentare

  1. Liebe Birgit,
    ich hatte schon immer so eine Ahnung, selbstbestimmtes Leben hätte seine Schattenseiten! Danke, dass du sie mir so plastisch vor Augen führst. Ich werde alles tun, um diesen Schrecken zu vermeiden.
    Herzlichst,
    Silke

    1. Liebe Silke,
      wenn Du meine Hilfe brauchst, melde Dich. Gerne schicke ich Dir mein kostenloses eBook, den ultimativen Schrecken-Vermeidungs-Guide: „Von Null auf Nicht in nur drei Tagen“.
      Herzliche Grüße
      Birgit

  2. Liebe Birgit,
    Danke für diesen Artike!
    Ich habe mich köstlich amüsiert!
    Du hast eine großartige Art zu schreiben. Und es liegt so viel Wahrheit in deinem ironischen Artikel vergraben.

    Ganz herzliche Grüße, Judith

  3. Ein selbstbestimmtes Leben? Verantwortung für mich selbst übernehmen? Will ich das? Klingt voll anstrengend!
    Neeee! Besser noch nicht.
    Lieber auf der Coach mit einer Tüte Chips vorm Fernseher abhängen und über dieses und jenes nörgeln. Unzufriedenheit ist doch voll der Trend, da mache ich mit.

    Ich danke dir und lach mich schlapp.
    Lieben Gruß ✌️ Birgit

    1. Hey Birgit,
      da sind wir ja einer Meinung! Let‘s chips and nörgel togetha!
      Ich bring‘ ein Thema mit, über das wir uns gemeinsam auuuuufregen können. Denn geteilte Aufregung ist doppelte Aufregung.
      Freu mich drauf.
      Herzlich
      Birgit

  4. Ach herrlich, liebe Birgit! Danke für die Aufklärung! Ich dachte immer, ich müsse nach einem selbstbestimmten Leben streben, habe mir aber nie Gedanken gemacht, dass es auch leichter geht. Dank deines überzeugenden Artikels lasse ich das jetzt lieber und warte mal ab, was passiert. Mal schauen, wer mir über den Weg läuft, den/die ich dann dafür verantwortlich machen kann, wenns nicht läuft. Coole Sache!

    1. Liebe Kerstin,
      danke für Deinen wertvollen Kommentar. Da kanst‘ mal sehen, wie man sein ganzes Leben lang einer falschen Vorstellung hinterherjagen kann. Aber nun weißte ja Bescheid. Lass mich wissen, wie’s läuft.
      Herzliche Grüße
      Birgit

  5. Liebe Birgit,
    danke für deinen Erfahrungsbericht. Selbstbestimmt leben ist furchtbar, und dann diese Konsequenzen: Die krieg ich einfach nicht mehr raus. Sie sind im Dinkelmehl und im selbstgemachten Vanillezucker, ja sogar im Kleiderschrank! Krieg die nich raus, was tun?

    1. Liebe Manuela,
      das sach ich Dir gerne! Ich habe dank Deiner Anmerkung eben mal in meinen Küchenschrank geschaut und bin fast hinten über gekippt. Da konsquentelt es in Wimmeln! Es hilft nix. Da gelten die oben genannten „Selbst schulds“ und nun können wir „sehen, was wir davon haben!“
      Du hast meinen Artikel definitiv zu spät gelesen. Nix zu machen! Tut mir leid!
      Birgit

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