Wie gut es ist, Vorurteile loszulassen und über meinen spröden Schatten zu springen, das habe ich diesen September wieder gespürt.
Es geht aufs Oktoberfest nach München. Zuerst sage ich freudentaumelig zu, dann packen mich Bedenken. Warum die aber ganz und garer Bullshit waren, das kannst du hier lesen.
Und: Warum olle Glaubenssätze ihre Wirkung verlieren, wenn sie dir bewusst sind und du trotzdem weitermachst mit der Verwirklichung deiner Wünsche. Auch wenn dir der alte Glaubenssatz-Salat zunächst im Weg steht. Trotzdem weitermachen und dran glauben sind gute Voraussetzungen zur Wahrwerdung deiner Träume und zur Erreichung deiner Ziele.
Proof: Beides hat mich im September in eine wunderschöne Impro-Realität katapultiert.
Ach, und noch was hilft: Den Popo in den Möglichkeitsraum bewegen. Das hilf immer.
Bye-bye Wiesn-Vorurteile
Hilfe! Wir haben eine Einladung aufs Oktoberfest. Mein Freund Arne (er ist mit mir auf dem Beitragsbild) hat einen Tisch im Käferzelt ergattert und fragt uns, ob wir mit möchten. Wir sagen erst freudig zu. Danach habe ich Angst. Vor betrunkenen, kotzenden Menschen, vor Überfüllung, Pöbelei, Gegröhle, schlechtem Essen, schrecklichem Bier und riiiiiiesig langen Bierbanktischen, von denen mir torkelnde Gestalten in die Hacken stürzen und mir ihr schales Bier in den Nacken schütten.
Und was anziehen? Ich möchte nicht, dass mich Menschen mustern und mich ihre Blicke peinlich berühren wegen meines dilettantischen Outfits. Denn ich habe nur ein olles, über zehn Jahre altes Tchibo-Dirndl. Das geht gar nicht!
Ich frage Tante Google. Was mir gefällt, kostet viele hundert Euro. Och nö!
Dann kruschel ich doch mein olles Dirndl aus dem Schrank und bin überrascht. Ich hatte ganz andere Farben im Kopf, dachte, es wäre blau, isses aber gar nicht. Ich finde es sogar ganz schön. Aber, uff, ob ich da noch reinpasse? Ich quetsch mich rein und beschließe, dass ich es ein wenig aufpimpen und mit Stolz und Würde tragen werden. Fuck the fuckin‘ Dirndl-Herkunft! Die steht schließlich nicht dran. Alles eine Sache der Haltung, denke ich. Der Gatte schlüpft smooth in seine Lederhose, die er ebenfalls ganz hinten im Schrank noch findet. Dazu karietes Hemd, Stricksocken, Wanderschuhe. Fertig!
Als wir morgens in München in die Straßenbahn steigen wölbt sich ein strahlend blauer Himmel über uns – und mir fällt meine Mulmigkeit wieder ein. Arne, Mauri und die anderen erwarten uns schon. Schwer gutaussehend. Als wir uns drücken, knutschen, herzen, hab‘ ich mein Billo-Dirndl schon vergessen.

Wie beim Thema Drindl trifft keine meiner Befürchtungen zu:
- Es ist Dienstag! Improleute wissen, was das heißt, aber ich brauche keine großen Emotionen.
- Das Käferzelt ist ein etwas kleineres Zelt, das von außen aussieht wie eine Berghütte.
- Drinnen ist es ganz zauberhaft. Das herzige Berghütten-Styling setzt sich fort.
- Keine Mega-Zelt mit Riesen-Bierbank-Schlangen.
- Wir haben einen Achtertisch in einer Ecke, vor einem kleinen Fenster mit Bergambiente-Hütten-Gardine.

- Es sieht überhaupt nicht nach Bierzelt aus.
- Die haben hier wirklich eine Wiesn-Berghütte hingebaut!
- Es gibt eine beeindruckende Getränkekarte. Klar ist da Bier drauf, aber auch guter Wein, Sekt, Champagner.
- Ich! muss! hier! kein! Bier!!! trinken??? Wie geil ist das denn?
- Stattdessen einen Miraval und später was ordentlich prickelndes.
- Das Essen ist großartig. Ich hab‘ Zürcher Geschnetzeltes und Arne, Mauri und Gatte teilen sich einen butterzarten Rehrücken. Sehr fein. Die anderen schlemmen ebenfalls.
- Die Bedienung ist freundlich, flott, humorvoll, aufmerksam und zugewandt.
- Ich mag das sehr hier.
- Später setzen wir uns raus in die Sonne: In den wie auf einem Dorffest dekorierten Biergarten.
- Auch schön.

- Ich habe nicht einen betrunkenen, kotzenden Menschen gesehen.
- Es war gut gefüllt, aber nicht überfüllt.
- Ich musste mich nirgends quetschen.
- Konnte entspannt auf saubere Clos gehen.
- Nirgends Pöbelei. Nirgends Fies-Gegröhle.
- Ich habe niemanden gesehen, der von einem Tisch oder einer Bank fiel.
- Keiner hat mir Bier in den Nacken geschüttet.
- Die Schutz-Mülltüten für unsere Jacken haben wir nicht gebraucht.
- Nicht einmal hat jemand zu mir gesagt: „Wie? kein Bier?“
Auf dem Nachhauseweg quatschen uns unsere jungen Freunde in Fahrgeschäfte. Ich Schisserin auf diesem Freefall-Ding? Nie im Leben! Dachte ich … – und war danach mächtig stolz auf mich.

Danach war auch die „Wilde Maus“ noch drin. Aber den „Predator“, den habe ich dann doch ausgelassen.
Auch auf dem Rückweg in U-Bahn und im Bus: Ebenfalls alles easy.
Nochmal aufs Oktoberfest? Ich? Auf alle Fälle! Mein Dirndl liegt sauber im Schrank.
Ich bin Mitglied einer Kölner Improgruppe!
Der nicht erreichte Punkt Nummer 44 meiner To-Want-Liste im Herbst 2023, zusätzlich zum Schaulust Improvisationstheater in Mannheim einem Impro-Ensemble im Raum Köln/ Bonn anzugehören, wird zum allerwichtigsten Wunsch auf meiner Liste im Winter 2023/ 2024. Ich möchte eine Gruppe, die nicht nur Schenkelklopfer-Klamauk spielt, sondern wie ich Improvisationstheater als Kunstform versteht, sich dem „feinen Spiel“ verschreibt und meine Bühnenwerte teilt. So eine Gruppe zu finden ist nicht einfach. Beide Male hake ich mein To-Want nicht ab. Fehlanzeige und Frust. Aber so richtigen Drive entwickle ich auch nicht. Es fühlt sich an wie eine Lähmung.
Ich tu‘ mich schwer mit dem Klinkenputzen. Ich tu‘ mich schwer (wie früher im Sandkasten 🙈) mit der Frage: „Darf ich bei Euch mitspielen?“ Ich schäme mich, zweifle an meinem Spiel, halte mich für nicht gut genug. Es sind alte Glaubenssätze am Werk, die mir verbieten, zu viel Raum einzunehmen und mich aufzudrängen. Meinen Schaulusties sage ich bei jedem Treffen: „Nee, ich habe zu Hause immer noch keine Gruppe. Wisst Ihr, am allerliebsten würde ich gefragt werden. Ich hätte gerne, dass jemand bei mir klingelt oder mich anruft und fragt, ob ich mitspielen möchte. Schon klar, dass das nicht passieren wird, aber …“ – Ich kann mich schon selbst nicht mehr hören!
Im Frühjahr trifft die wunderbare Nicole Erichsen in einem ihrer Archetypen-Kurse auf tolle Frauen aus Köln. Sie vernetzt uns, weil sie meint, wir könnten zusammenpassen. What? Das ist ja fast wie klingeln, denke ich und freue mich wie Hulle. I LOVE NICOLE! Ein Beschnupperungs-Zoom-Call mit Heidrun. Das matcht! Kurz darauf hake ich Punkt 10 auf meiner Frühlings-Wunschliste ab: ✔︎ Ich habe eine Proben-Einladung einer zu mir passenden Improtheatergruppe in meiner Heimat Köln/ Bonn.
In drei Schnupperproben wollen wir schauen, ob es für uns alle passt. Für mich und die, die mich kennengelernt haben, passt es nach Probe Nummer zwei. Aber eine Person fehlt noch …
Aus drei Probe-Proben werden fünf. Und am 24. September ist es dann so weit: Beim anschließenden Getränk höre ich:
Birgit, wir würden uns freuen, wenn Du bei uns mitspielen würdest.
Das Kollektiv
Wir hätten dich gerne in unserer Gruppe.
Juuhuu! Ich lache rund, kreische und freue mich wie Bolle. Und finde es irre, wie wichtige Herzens-To-Wants weiterwirken – auch wenn sie nicht gleich auf der ersten Liste schon abgehakt werden und auf den folgenden Listen (aus Frust) schon gar nicht mehr auftauchen.
Learning: Manche Dinge brauchen mehr Reife-Zeit. Oder: Das Gras wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst.
Walzwerkiges Theaterensemble? Here I am!
Zusätzlich begebe ich mich seit Frühjahr mehr ins Feld der schauspielerischen Möglichkeiten. Ich erscheine an jedem 1. Dienstag im Monat zur offenen Impro-Bühne im Theater im Walzwerk und spiele mit mir unbekannten Menschen. Zufällig (???) bin ich genau an dem Tag dort, an dem Theatermacher Marco Seypelt verkündet, dass er ein eigenes Impro-Ensemble gründen will.
What? Sofort stehe ich auf der Interessent:innen-Liste. Und jetzt probe ich seit Anfang September mit Jack Rehfuß und elf anderen Impro-Spieler:innen. Sagen wir mal so: Wir betrachten uns als „designiert“ und schauen mal, was daraus werden will. Einen Show-Termin gibt es schon:

– Improvisationstheater –
Theater im Walzwerk
Premiere | Zum 1. Mal spielt das designierte Impro-Ensemble des Theaters unter der Leitung von Jack Rehfuß eine abendfüllende Show. Ein Experiment? Ja! Spielfreude? Uff alle! Ein vergnüglicher Abend? Garantiert! (Ticketlink kommt)
Dienstag, 19. November 2024 | 20 Uhr | Theater im Walzwerk, Rommerskirchener Str. 21, Atelier 10, 50259 Pulheim
Was im September 2024 sonst noch los war
- Wir veranstalten zwei aufwändige Foto-Sessions in Zuhause I. Und wir stellen es auf einer Immobilien-Plattform zum Verkauf ein.

- Schaulust fabriziert eine ganz ordentliche Impro-Show in Mannheim.


- Der Sperrmüll aus Zuhause II steht dank der helfenden Hände aus der Nachbarschaft superschnell auf der Straße und ist am nächsten Tag tatsächlich komplett abgeholt. Heißt auch: Der Keller ist leer!

- Ich freue mich, denn ich bin Speakerin beim vierten Konflikttransformationskongress.

- Gatte und ich machen mit beim gemeinsamen, nachbarschaftlichen Garteneinsatz. Erst schuften, dann grillen.

- Ich sitz am Rhein und glotz auf Nebel, Motto 2024-getreu.

Psycho-Nebel macht mich irre.
- Der Gatte und ich latschen mit Freunden an der Ahr rum. Hier ist noch viel kaputt. An manchen Ecken herrscht noch immer Endzeit-Ambiente. Umso wichtiger, dass wir dort ab und zu, an den Orten und in den Restaurants, auftauchen, die wieder besuchbar sind.

Was ich im September 2024 gebloggt habe

Die Zusammenfassung meiner Blogparade
„Was hättest du dir von deinen Eltern gewünscht?“
Sieben starke Beiträge: Unterschiedliche, sehr berührende Familiengeschichten. Und ein dickes fettes Dankeschön.

12 von 12, September 2024 – „Listen To Your Altpapier!“
Der Tag beginnt chillig – bis mir eine E-Mail tief in die Knochen fährt. Aber dann sendet mir mein Altpapier eine Botschaft …
Ausblick auf den Oktober 2024
- Ich stelle mein Freebie online und arbeite den TCS-Kurs Freebie-o-rama durch. TCS ist die Blog-Community von Judith Peters, der ich seit zwei Jahren angehöre,
- drehe ein paar kurze Videos für die TCS-Reel-Challenge auf Instagram im November,
- bereite meinen E-Mail-Adventskalender vor,
- besuche Susanne Barth in Winningen an der Mosel.
- Dort bereiten wir unseren Live-Kurs vor.
- Mit dem Gatten feiere ich das Ausflugs-Schiffahrts-Saisonende auf dem Rhein. Auf der Poseidon mit Feuerwerk und Getöse.
- Mein Auto, Miss Daisy, bekommt TÜV und Winterreifen.
- Die Eletrogeräte aus Zuhause II fliegen auf den Sonder-Sperrmüll.
- Und am 25. Oktober um 18:30 Uhr lese ich im Bonner Castelltreff aus meinem Buch „Eingefroren in der Zeit“.
- Wird ganz schön wild, mein Oktober.
Meine nächsten Bühnen-Termine:

– Lesung –
Eingefroren in der Zeit
Aufbruch aus Kriegstraumata | Die Casteller Autorin Birgit Elke Ising liest aus ihrem Buch. Sie schildert, welche Auswirkungen die traumatischen Erfahrungen ihrer Eltern im Zweiten Weltkrieg auf sie als Kriegsenkelin hatten und wie sie es schaffte, sich aus ihrer Verwirrung, ihren Schuldgefühlen und ihren Selbstzweifeln zu befreien. (Tickets per E-Mail oder Telefon 0228/ 18035117)
Freitag, 25. Oktober 2024 | 18:30 Uhr | Stadtteiltreff Bonn-Castell e.V., Graurheindorfer Str. 29, 53117 Bonn

– Improvisationstheater –
SCHAULUST
Impro Night Spezial | Lachmuskel trifft Tiefgang. Comedy, Zartes & Hartes – schräg oder gerade gewickelt. Besonderheiten & Banalitäten, Geschichten & Charaktere. Und Musik. Es lebe die Zuschau-Lust! (Tickets)
Samstag, 2. November 2024 | 20 Uhr
Improtheater Mannheim, Mittelstr. 73, 68169 MA
Weitere Termine findest du hier.
Wenn Du dir mehr Leichtigkeit und Unbeschwertheit in deinem Leben wünschst und nicht weißt, wie du das anstellen sollst, lass uns reden. Ab 10. Oktober 2024 habe ich einen Platz im Coaching frei.
Für ein halbstündiges, unverbindliches und kostenfreies Kennenlern-Zoom klick einfach auf den Button und such dir einen Termin aus:

Wer schreibt hier eigentlich?
Hi, ich bin Birgit Elke Ising. Ex-Bank-Managerin, Coachin, Autorin, Speakerin und (improvisierende) Schauspielerin. Ich bin Expertin für Transformationsunterstützung. Mit kreativen Coaching-, Theater- und Schreib-Techniken helfe ich dir aus der Schwere ins Handeln.
Mehr über mich erfährst du hier.
Du willst mehr lesen? Hier ist mein Buch:

Eingefroren in der Zeit.
Ein guter Einstieg ins Thema Ahnentrauma. Du brauchst keine Vorkenntnisse.
Nur Lust auf Geschichten. Skurrile Geschichten.
Deep Shit, mit Humor und Leichtigkeit erzählt.
„Wütend, witzig, weise.“
(Sven Rohde, ehem. Vorstand Kriegsenkel e.V.)
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Für aktuelle Updates folge mir:
Liebe Birgit,
es ist schön zu lesen, dass das Oktoberfest auch sehr schön sein kann. Ich erkenne in Deinen (ehemaligen) Vorurteile genau meine wieder … deshalb zieht es mich überhaupt nicht dort hin. Vielleicht lasse ich es im nächsten Jahr mal auf einen Versuch ankommen.
Toll finde ich, dass es endlich mit Deinem Impro-Theater geklappt hat – und dann auch noch in verschiedenen.
Viel Spaß und Erfolg dabei, liebe Grüße
Anette
Liebe Anette,
ja, probier es mal aus. Ich denke, es ist wichtig, mit den richtigen Leuten zu sein und in einem wirklich schönen Zelt. Rechtzeitig reservieren macht da unbedingt Sinn!
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße
Birgit
Liebe Birgit,
vielen Dank für deinen wunderbaren Rückblick auf den September und besonders auf das Oktoberfest. Du hast die Atmosphäre und die Stimmung so schön eingefangen, dass ich das Gefühl hatte, selbst dabei gewesen zu sein. Deine Beschreibung macht richtig Lust, in die bayerische Gemütlichkeit einzutauchen und das Oktoberfest einmal mit all seinen Facetten zu erleben. Es ist schön zu sehen, wie viel Freude du daran hattest, und dein Bericht hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert!
Herzliche Grüße,
Heike
Liebe Heike,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, dass es mir gelungen ist, die Stimmung einzufangen und ich Dich anteasern konnte.
Viele liebe Grüße
Birgit