Mein Motto 2024: Ich möchte an Flussufern sitzen und auf Nebel schauen.

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Birgit Elke Ising an einen Flussufer im Nebel - Motto 2024

2024 werde ich mich neu kalibrieren.

Der Tod klopft an. In unser aller Leben und um uns herum. In den letzten Wochen des alten und den ersten dieses jungen neuen Jahres habe ich schon einige Menschen aus dem Umfeld meiner Freundinnen gehen sehen. Eine Mutter, eine ganz alte Freundinnenfreundin, eine Kollegin. Dabei gab‘s alle drei „gängigen natürlichen Todesarten“: Aus heiterem Himmel, schnell und völlig unerwartet, unendlichen Quälkram mit langer, verheerender Krankheit und einen (darf ich das so sagen?) okayen und altersangemessenen Tod.

Düstere Gedanken zu Jahresbeginn? Erst ja. Und am Ende der Synapsen-Strom-Kette, nein! Ich beschließe: Ich werde später nicht auf meinem Sterbebettchen liegen und sagen: „Oh Mann! Hätte ich an diesem einen Freitag mal bloß etwas länger gearbeitet!“

Also Twentyfour, hör‘ gut zu: In Dir möchte ich mich weniger hetzen und weniger rödeln. Stattdessen viel mehr schreibend reisen. Schreisen nenne ich das.

Warum gerade dieses Motto?

Ich möchte an Flussufern sitzen und auf Nebel schauen. An Gewässern: Seen, Flüssen, Meeren. Ich weiß, wie es sich dort anfühlen muss. Nämlich so wie im letzten Frühjahr auf einem Hausboot an der Xantener Nordsee. Überwältigt und wohltuend. Ein Wasser, auf das ich kleines Menschlein ungestört starren darf. Ich spüre die Stille und die Gewissheit, dass etwas anderes, etwas Größeres das Geschehen bestimmt. In Ruhe.

Dieses Jahr geht es darum, mein wirkliches WANT auch mir selbst gegenüber durchzusetzen. Gegen Rödelscheiß und selbst auferlegte Kleinkram-To-do-Listen, die mich meinen Träumen kein Stück näher bringen. Es geht dieses Jahr darum, meine Ziele auf meine Art und Weise in meinem Tempo zu erreichen. Ich will mir dafür viel öfter Ruhe gönnen, Pause machen, einen Gang runterschalten.

Ich will schreiben und spielen, Menschen kreativ coachen und fertig. In Ruhe und Gelassenheit. Und warm soll‘s bitte sein.

Dass ich „einen Scheiß muss“, habe ich letztes Jahr gelebt. Da ging es um Abgrenzung nach außen. Wie geil mir das nach innen gelungen ist, kannst du in meinem Jahresrückblick 2023 lesen. Haha! Nämlich gar nicht.

Nach dem Tod der Menschen aus meinem Umfeld stellte ich mir Fragen: Was mache ich hier überhaupt? Womit verbringe ich meine Tage? Rödele ich (weiter) zwanghaft vor mich hin oder nutze ich meine Zeit für das, was ich wirklich will? Und: Was will ich denn wirklich – im Angesicht meiner eigenen Endlichkeit?

Ich möchte sie mir bewusst machen. Die Kostbarkeit meiner Tage, meiner Zeit. Ich will nicht mehr durchs Leben hetzen. Denn das kann ich gut: Beschäftigt sein. Überbeschäftigt. Typischer Kriegsenkelinnen-Mindfuck: Machen-machen-machen. Rumrödeln statt rumsitzen!

Und abends habe ich die wichtigen To-do‘s trotzdem noch auf dem Zettel, weil ich mich so schnell ablenken lasse und mich nicht auf‘s Wesentliche konzentriere. Und deswegen habe ich einfach keine gottverdammte Zeit zum Rumsitzen.

Mein Motto erscheint mir (kein Scheiß, ich schwöre!) im Traum in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 2023. Ich weiß das so genau, weil ich Morgenseiten schreibe. Im Traum sitze ich an einem nebligen Flussufer. Es ist nicht kalt. Da ist noch jemand, aber ich weiß nicht wer das ist. Wir verstehen uns ohne Worte. Wir müssen nicht reden. Einigkeit. Basis. Vertrauen. Es reicht, dass ich sage: „Oh, ist das schön!“ – Es fühlt sich gut an.

Das Flussufer als Sinnbild für Ruhe und Stille. Der Moment des Innehaltens, am Geländer stehen und ins Wasser schauen. Das möchte ich mehr. Mehr Zeit für mich. Allein verreisen. Schreisen.

Schreiben. Ich habe so viele Stimmen in meinem Kopf, da kommt das Gefühl von Alleinsein, das Gefühl von Einsamkeit erst gar nicht auf. Ich will dem Geblubber ein Gesicht geben, es materialisieren, damit ich es ins Regal stellen kann. Raus. Außerhalb von mir.

Was mein Motto für mich bedeutet

Ich brauch‘ mehr Pausen, mehr Ruhe. Zeit zum Staunen, zum Fühlen, zum Im-Moment-Sein, zum Schreiben, zum Spielen. 2024 nehme ich mir meine Zeit für mich. Auch wenn das für mein Umfeld neu ist. Auch wenn ich damit als asozial gelten mag, weil ich nicht mitmache, nicht rumrenne und vielleicht für andere eine „Spaßverderberin“ bin. Die können ihren Spaß trotzdem gerne haben, aber ohne mich.

Mich beruhigt der Blick auf zart vom Wind umspielte Wellen. Auf Wogen, auf Brandung. Symbole für den Fluss des Lebens. Es ist in Bewegung, es fließt. Da darf ich mitgehen. Mich hingeben. Schwimmen will ich. Mich überwinden. Nicht „Iiiieh, ist das kalt!“ am Strand sitzen. Die Möglichkeit spüren, mich reinschmeißen zu können. Mich zu entscheiden.

Ich möchte an plätschernden Wassern, an Ufern sitzen und auf Nebel schauen, keinen Weitblick, keinen Durchblick haben, keinen Plan und keine Idee – und das gar nicht schlimm finden. Es aushalten. Stattdessen vertrauen und neugierig sein auf das, was da kommt. Ich möchte die Schönheit im Undurchsichtigen, im Unbekannten erleben und feiern, statt sie als Bedrohung und vermaledeite Unwissenheit zu verdammen.

Ich möchte improvisieren und improvisiert werden. Ich möchte lassen und zulassen – statt dem Kontrollwahn zu verfallen.

Ich möchte am Fluss des Lebens stehen und verschiedenartige Nebel sehen. Momente der Ruhe genießen, ja zelebrieren. Und das gerne immer wieder woanders. Ich möchte unterwegs sein. Ich möchte lesen, schreiben und reisen. Schreibend reisen. Schreisen.

Ich möchte am Wasser rumsitzen und einfach nur glotzen dürfen!

Wie sich mein Motto auswirkt

Die Balance zwischen rumrödeln und rumsitzen zu finden, darum geht es bei mir in diesem Jahr: Mich beim Einen zu fokussieren, damit ich Zeit für‘s Andere habe. Mich auf‘s Wesentliche zu konzentrieren, auf‘s WANT statt MUST.

Was ich brauche ist: Fokus-Pokus! Ich werde trennen zwischen Wesentlichem & Wichtigem und meinen Schlamm- und Matschaufgaben, die zwar auch getan werden müssen, aber NICHT JETZT, NICHT HEUTE und vor allem NICHT ZUERST!

Und konkret: Was ich 2024 sein lasse

  • Meine To-do-Liste stumpf von oben nach unten abarbeiten.
  • To-do‘s von einer Liste auf die andere übertragen.
  • Wichtige Dinge auf „irgendwann“ verschieben.
  • Weiter mit der Vorstellung leben, ich könnte jemals „fertig“ (prust!) werden und dann wäre alles gut.
  • Mir selber glauben, wenn ich meine, ich müsste etwas tun.
  • Reinhauen, wenn‘s kein Arbeitsrausch-Tag ist.
  • Ohne Pause weitermachen, bis was fertig ist.
  • „Ach, komm‘ noch eben schnell das hier …“ denken und sofort tun.

Und konkret: Was ich 2024 mehr mache

  • 2024 sag‘ ich viel öfter zu mir selbst: „Birgit, einen Scheiß musst Du!“
  • Mittwochs frei haben.
  • Mittagspausen machen.
  • Schöne, kleine und große, private Dinge auf meine To-Want-Liste schreiben und die auch umsetzen.
  • Es kommt darauf an, dass ich das Richtige mache, ich setze meinem Fokus auf die 3 wichtigen Ziele jedes Quartals und lass‘ den anderen Scheiß locker mitschwimmen. [Hier stirnrunzeln des inneren Kritikers denken, haha!].
  • Viel mehr priorisieren! (Es ist mir peinlich zuzugeben, dass ich eher der Typ „abarbeiten“ bin und priorisieren mir soso schwerfällt. Echt nicht mein Ding. Will ich aber (endlich) lernen.)
  • Mein THE ONE THING leben, die EINE einzige wichtige Sache (sieht aus, als ob‘s das Schreiben wäre, dem alles andere dienen darf).
  • Mir stets die Frage stellen: „Zahlt das, was ich jetzt tun will, ein auf’s große Ziel?“
  • Wenn nicht: Später machen. Nicht heute und nicht jetzt.
  • „Sechs-Stunden-Arbeitsrausch-Tage“ à je drei Stunden einführen, in denen die Schlamm- und Matschaufgaben konzertiert und konzentriert erledigt werden.
  • AUFHÖREN, wenn wenn nach drei Stunden der Wecker rappelt
  • Bewusster in Ruhe und im Moment sein.
  • Unterwegs sein.
  • Viel mehr in der Sonne sein.
  • Kurz: Reisen statt rödeln!

Und vor allem: An Flussufern sitzen und auf Nebel schauen. Wenn‘s kein Fluss ist, auch egal, Hauptsache: Ufer. Und wenn kein Nebel da ist, auch wurscht. Du weißt ja jetzt, wie ich das meine.

Wie ich Ende 2024 merke, dass mein Motto geknallt hat

Ich habe einige Fotos von mir, wie ich am Wasser sitze und einfach nur glotze. Für mich selbst zum Beweis.

Ich kann mich an viele Pausen, viele Momente der absoluten Ruhe, vor allem in mir selbst, und die Kraft des Rumsitzens erinnern. Ich spüre, das mein Trieb, zu rödeln, nachgelassen hat.

Ich bin ein wesentliches Stück weiter mit meinem Roman und kann die nebelige Ungewissheit im Fortgang der Story aushalten. Ich vertraue darauf, dass sich die Geschichte von selbst erzählen wird, wenn meine Muse mich schreibend vorfindet.

2024, los geht‘s!

Hey 2024! Wir sind Freunde. Ich freu‘ mich auf Dich und hoffe, Du knallst nicht so volle Elle rein. Und eins sag ich Dir jetzt schon: Ich möchte an Flussufern sitzen und auf Nebel schauen. Das ist nämlich mein Motto 2024. Nur, falls Du da schon irgendwelchen Punk für mich vorbereitest hast! Ich bin dieses Jahr öfter mal raus. Weiß‘se Bescheid.

Dir, liebe Leserin und dir lieber Leser wünsche ich von Herzen ein HAPPY NEW Jaaaaa!* mit viele Schubidu.

Street Graffiti Glück auf Schubidu
Möge das Schubidu mit uns sein!

Und was mich zum Schluss natürlich brennend interessiert: Hast du auch ein Jahresmotto für 2024? Schreib‘ es mir bitte bitte unbedingt unten in die Kommentare. Ich bin ja soo neugierig!

*“Happy New Jaaaaa!“ habe ich gehört, für gut befunden und geklaut von meiner Blog-Mentorin Judith Peters. 💕

Birgit Ising mit Notebook
Wer schreibt hier eigentlich?

Hi, ich bin Birgit Elke Ising. Ex-Bank-Managerin, Coachin, Autorin, Speakerin und (improvisierende) Schauspielerin. Ich bin Expertin für Transformationsunterstützung. Mit kreativen Coaching-, Theater- und Schreib-Techniken helfe ich dir aus der Schwere ins Handeln.
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16 Kommentare

  1. Dein Motto ist so wohltuend. Hab gleich Lust, mitzumachen. Ich bin noch zu sehr vom Leistungsdruck geprägt und habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine Pause mache. Einfach aufs Wasser glotzen klingt so ungeheuerlich und damit so verführerisch. 🥰

    1. Liebe Kerstin, ja wow, herzlichen Dank. Ist es nicht irre, was diese antreiberhaften Prägungen und Glaubenssätze mit uns machen? Dass wir nur gut und richtig sind, wenn wir reinhauen wie blöde? Lass uns das Ungeheurliche und Verführerische Nichtstun zelebrieren.
      Drücker von Birgit

    1. Liebe Julia, es danke, dass Du das mit uns teilst. Viele Menschen erleben gerade diesen inneren Umbruch und ich freue ich über unsere Verbindung. „Zeit für Sinn und Unsinn“ finde ich superschön, geht ja in die gleiche Richtung. Gerade Unsinn ist so wichtig für eine gesunde Balance.
      Herzliche Grüße Birgit

  2. Hey Birgit,
    ein geniales Jahresmotto! Und sooooo wichtig!
    Ich freue mich jetzt schon auf deinen Jahresrückblick 2024, der nur so von „Aufs Wasser glotzende“ Bilder strotzt. Ich kann dein Motto so gut nachfühlen, habe ich vor einigen Jahren eine ähnliche Situation erlebt. Vor ständigem machen, To-Do-Listen abarbeiten, rennen und rödeln das eigene Leben nicht mehr zu leben! Ich drücke dir fest die Daumen, dass 2024 so für dich läuft, wie du es dir erträumst.
    Viele Grüße
    Anette

    1. Liebe Anette, ich danke Dir von Herzen. Ich habe tatsächlich schon viele Fotomotive im Kopf, hihi. Das scheint momentan die Kunst zu sein, die es zu lernen gilt: Machen und das eigene Leben zu leben. Also wirklichen in echt. Ich berichte.
      Liebe Grüße
      Birgit

  3. Was für ein Motto ❤️
    Ich mag es, denn ich liebe Wasser und Nebel genauso sehr 🙂
    Genau aus dem Grund, man sieht nicht weit, sondern je nach Nebel, „nur“ das hier und jetzt. Präsent sein!

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